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Der „Fall Hochstöger / FPÖ“ - Was nachher geschah

I

Als am vergangenen Dienstag hier die Nazi-Sammelleidenschaft des FPÖ-Funktionärs Martin Hochstöger bzw. seine gesammelte Nazileidenschaft einer breiteren Öffentlichkeit enthüllt wurde, ging's Schlag auf Schlag. Noch am selben Tag rückten - auf Veranlassung der Staatsanwaltschaft Innsbruck und ohne erst einen richterlichen Beschluss abzuwarten - Beamte des Verfassungsschutzes aus, um bei ihm Nachschau zu halten nach Objekten, die unter das Abzeichengesetz oder das Verbotsgesetz fallen. Durchsucht wurden sowohl die Geschäftsräume der Apotheke als auch deren Nebenräume im Parterre sowie die Büroräume im ersten und die Wohnräume der Familie im zweiten und dritten Stock des Hauses in der Malserstraße in Landeck. Zudem das Privathaus in Tarrenz.

Wie weit es Hochstöger noch gelungen war, in der knappen Zeit zwischen dem Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels und dem Eintreffen der für Extremismusbekämpfung zuständigen Polizisten einschlägige Gegenstände an einen anderen Ort zu verbringen, ist (noch) nicht bekannt. Die Staatsanwaltschaft hält sich darüber vielsagend bedeckt. Die Vitrine mit den beiden inkriminierenden Schaustücken jedenfalls war bereits spurlos verschwunden.

Die Beamten haben „Sicherstellungen“ vorgenommen. Welche Objekte konfisziert wurden, ist vorerst unbekannt. Die Marmortafel wurde laut Staatsanwaltschaft am Dienstag „noch nicht abmontiert, weil das technisch nicht so einfach umzusetzen“ war.


II

Innerhalb weniger Stunden stürzten sich auch die Medien auf den x-ten rechtsextremen „Einzelfall“ in den Reihen der Tiroler FPÖ. Nicht nur österreichweit berichteten Online-Medien, Zeitungen, Rundfunk und Fernsehen (Puls4, ORF) sehr rasch über den Mann mit den „Nazi-Devotionalien“*. Über Agenturen wie Reuters stieß Hochstöger mit seinen Nazi allegations, reliques nazies, nacističkih simbola, Nazi memorabilia, naziföremål, nostalgique du nazisme, nazistowskim symbolami usw. europaweit auf zweifelhaftes Interesse. Natürlich häufig bebildert mit den Fotos von der tiwag.org.

*) Devotionalie, die; -, -n: (Rel.) der Andacht dienender Gegenstand (z.B. Statue, Rosenkranz)
Duden, Fremdwörterbuch



III

Während sämtliche Medien in Österreich das Selbstverständliche selbstverständlich schafften, nämlich die Arbeit der Recherche anzuerkennen und die Quelle zu zitieren, hat die Tiroler Tageszeitung diese primitivste Regel journalistischen Anstands zum weiß der Zenhäusern wievielten Male außer Acht gelassen. Peter Nindler, dem sogenannten Chefreporter der TT, was nichts anderes heißen kann, als dass er der Reporter seines Chefs ist, ist es nicht zu blöd hinzuschreiben, es „wurden gestern Bilder veröffentlicht, wonach …“



Tiroler Tageszeitung, 27.9.2017



IV

Nach dem Besuch durch das Landesamt für Verfassungsschutz hat Martin Hochstöger noch am Nachmittag zuerst „der Landespartei angeboten, seine Funktion ruhend zu stellen“ (!), um wenig später dann aber doch „seine Funktion als Mitglied des Vorstandes von sich aus niederzulegen, um jeglichen Schaden von der FPÖ fernzuhalten“. (APA)
FPÖ-Chef Markus Abwerzger indes war den ganzen lieben langen Tag untergetaucht und für Journalisten unerreichbar. Erst am Abend kam er der Weisung aus Wien nach und schloss Hochstöger aus der Partei aus, nicht wegen der NS-Nähe seines Parteifreundes freilich, die Abwerzger vermutlich lange bekannt war, sondern „wegen Gefahr in Verzug für unsere Freiheitliche Gesinnungsgemeinschaft“.


V

Hochstögers Nachfolger als Präsident der Tiroler Apothekerkammer, Matthias König, der sich „nachdrücklich von jeder Gesinnung, die die Verbrechen des Nationalsozialismus leugnet oder gar verherrlicht“, distanziert, teilt mit:

„Aufgrund Ihres Blogartikels und der Medienberichte hat der Disziplinaranwalt der Österreichischen Apothekerkammer bereits am 26. September disziplinarrechtliche Schritte gegen Herrn Dr. Hochstöger eingeleitet. Der Disziplinarrat wird sich mit dieser Angelegenheit zu befassen haben und prüfen, ob (neben der strafrechtlichen Relevanz der angezeigten Handlungen) auch ein Verstoß gegen die Berufsordnung der Apotheker vorliegt.“




VI

Weil die TT trotz Nindler bei der Selbstbeschädigung noch – wie es im Zeitungsdeutsch heißt – Luft nach oben hatte, musste auch der Löschmaster des Online-Forums noch Schwerarbeit leisten. Kleiner Ausschnitt aus seiner aufopfernden Tätigkeit für die hohen Ideale des Unternehmens:





1.10.2017


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