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Schon wieder ein TIWAG-Gutachter beim Abschreiben ertappt

Hinter Strohmännern verschanzt, will die TIWAG an der Ötztaler Ache bei Tumpen ein Laufkraftwerk errichten. Auch wenn unterirdische Hohlräume infolge von prähistorischen Bergstürzen den Raum Tumpen zum dafür ungeeignetsten und gefährlichsten Ort im ganzen Tal machen. Denn die TIWAG hat einen Gefälligkeitsgutachter gefunden, für den das „Gefährdungspotential“ „völlig auszuschließen“ ist. Sein Pech: Er ist in flagranti erwischt worden dabei, wie er zwei Drittel seines Gutachtens von einem anderen Geologen gestohlen hat. Der übrigens zum genau gegenteiligen Ergebnis gekommen ist.

Das Projekt sähe am nördlichen Ortsrand von Tumpen eine Ausleitung von 22 Sekundenkubikmeter Wasser und dessen Abarbeitung in einem Krafthaus in Habichen, 78 Meter tiefer, vor. Die Turbinenleistung wäre vorläufig mit 14,96 MW gerade so bemessen, dass ein UVP-Verfahren (Pflicht ab 15 MW) noch umgangen werden könnte.



Der Projektort im Bergsturzgebiet von Tumpen

Offiziell handelt es sich beim geplanten Kraftwerk an der Ötztaler Ache um ein gemeinsames Projekt der Baufirma Auer (35 %), der Gemeinden Umhausen (20 %) und Oetz (20 %) sowie der TIWAG (25 %). Aber wie der Umhauser Bürgermeister Jakob Wolf nur eine Marionette seines Wahlkampffinanziers, des Ötztaler Baulöwen Klaus Auer ist, so ist die Projektgemeinschaft von Auer und den Gemeinden Umhausen und Oetz als ganze nur von der TIWAG vorgeschoben, um erstens ein ÖBB-Projekt an der selben Stelle zu verhindern und zweitens ihr damit für ewige Zeiten die Wasserrechte an der gesamten Ötztaler Ache flussaufwärts zu sichern.

Maßvolle Ausleitungskraftwerke an der Ötztaler Ache, welche die von der Natur geschaffenen fünf Talstufen ausnützen, sind nicht von vorn herein abzulehnen, ganz gewiss aber an dieser Stelle bei Tumpen, wo immer wieder sogenannte Erdfälle aufgrund bestehender Hohlräume (geologisch: „Großluftkörper“) in großem Umfang auftreten. „Beim letzten Großereignis von 1992, das von Versickerungen der Ötztaler Ache begleitet war, wurden ca. 10.000 m³ Material benötigt, um die progressive Erosion im Untergrund zu stoppen und das Siedlungsgebiet vor einem weiteren Ausgreifen der Einbruchpinge zu schützen.“ (Gerhard Poscher, 1995)

Die existenzielle Gefährdung eines ganzes Ortsteiles, ja, die Lebensbedrohung der Menschen dort durch die geplante Wasserfassung und den Hunderte Meter langen Rückstau in das labile Gebiet kümmert den Auftragstäter Wolf wenig. Er hat den von ihm seit Jahren hofierten Universitätsprofessor Helfried Mostler ein Gutachten fabrizieren lassen, nach dem „Erdfallereignisse, durch die Baumaßnahmen und den Rückstau ausgelöst, völlig auszuschließen sind“.


Der Abschreiber

Abgesehen von dieser ins Auge gefassten fahrlässigen Körperverletzung mit möglichen Todesfolgen hat Professor Mostler mit seinem Gutachten ein Delikt gesetzt, das nur als geistiger Diebstahl zu bezeichnen ist. Einlaufzahl bei der Behörde: IIIa 1-W-10.199/127



Schnell noch vor Vergabe des kritischen Gutachterauftrages an Univ.-Prof. Helfried Mostler hat Jakob Wolf ihn im Herbst 2009 freihändig zum Ehrenpräsidenten seines „Geoforums Umhausen“ ernannt

Mostler hat wesentliche Teile, nämlich zwei Drittel (!) seines ebenso lächerlichen wie gefährlichen Gutachtens für das TIWAG-Projekt 1:1 aus dem 1995 publizierten Bericht „Geologisch-hydrogeologische Untersuchung Tumpen-Habichen“ des Geologen Gerhard Poscher übernommen. Wortwörtlich. Inklusive Grafiken. Ohne um Erlaubnis zu fragen, ohne Quellenangabe, ohne Genierer.
Und hat dieses Machwerk als sein geistiges Eigentum ausgegeben und den Kraftwerksplanern um teures Geld verkauft.
Erst wo „Gutachter“ Mostler wunsch- und auftragsgemäß kein Problem für die Wasserfassung und den Stauraum im Erdfallgebiet sieht, entfernt er sich von den Ergebnissen der aufwendigen Erkundungen Poschers (z.B. mittels Kernbohrungen und geophysikalischen Messungen), der nach wie vor von erheblichen Gefahren für die nahegelegenen Siedlungen ausgeht.


Poscher (1995) und Mostler (2010)



Original Poscher




Plagiat Mostler


Weitere Beispiele

1) Original Poscher - - - Plagiat Mostler

2) Original Poscher - - - Plagiat Mostler

3) Original Poscher - - - Plagiat Mostler

4) Original Poscher - - - Plagiat Mostler

5) Original Poscher - - - Plagiat Mostler

Usw.


Mostler hat die Schriftgröße auf 15 Punkt angehoben, den Wortzwischenraum erweitert, den Zeilenabstand verdoppelt, eine buchstabensparende und platzfüllende Seitenumrandung angebracht und auf jede Seite seinen Briefkopf platziert. Damit hat er aus einem nach Inhalt und Umfang schmalen Werklein ein 32seitiges Gutachten gebastelt, dessen fetten Preis letzten Endes wieder wir TIWAG-Kunden zu bezahlen haben.

Damit nicht genug: Bruno Wallnöfer hat auch schon zugesagt, den Gemeinden Oetz und Umhausen ein Darlehen der TIWAG für ihren Finanzierungsanteil (je Gemeinde mehr als 10 Millionen Euro!) praktisch zinsenfrei zur Verfügung zu stellen.
Abgesehen davon, dass die TIWAG keine Bank ist und solche Kreditgeschäfte in den TIWAG-Satzungen keine Deckung finden, würden auch dieses Geschenk wieder wir Stromkunden zu berappen haben.

* * *

Zu guter Letzt bin ich jetzt noch - über reichlich verschlungene Umwege - an ein Schreiben gelangt, in dem das Opfer Poscher den Täter Mostler zur Rede und ihm Konsequenzen in Aussicht stellt.




* * *

Frühere dubiose TIWAG-Gutachten:

Gutachten G. Brauner

Gutachten M. Wilhelmy

Gutachten Th. Strobl


PS. Wie ist es, wenn ein längst emeritierter Universitäts-Professor sich auf dem Deckblatt „seines“ Gutachtens und auf jeder Seiten-Kopfleiste „seines“ Gutachtens als „o. Univ Prof.“ bezeichnet und als seine Anschrift die Universität angibt und zum Schluss „sein“ Gutachten auch noch mit dem offiziellen Stempel der Universität besiegelt?







Hat Helfried Mostler „sein“ Gutachten im Namen und im Auftrag der Universität (ab)geschrieben? Oder privat? Da er es mit der Universitätsinstitutsadresse und mit dem Universitätsinstitutsstempel versehen hat, ist anzunehmen, dass er es im Namen und im Auftrag der Universität verfasst hat. Dann ist weiters zu fragen, ob er auch Einrichtungen der Universität (z.B. das Sekretariat des Instituts) in Anspruch genommen und von den von ihm „eingeworbenen Drittmitteln“ auch den der Universität zustehenden Anteil an sie abgeliefert hat.


28.10.2010


Reaktion:



Tiroler Tageszeitung, 29.10.2010



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